Die VIA REGIA ist ein Name der ältesten und längsten Landverbindung zwischen Ost- und Westeuropa.

Sie existiert seit mehr als 2.000 Jahren und verbindet mit 4.500 km Länge 8 europäische Länder.
Die Straße existiert heute in ihrer modernen Form als Europäischer Verkehrskorridor C III. Ein internationales Netzwerk nutzt das Potential der VIA REGIA als Sinnbild der Einigung Europas und wurde im Jahr 2006 als "Große Kulturstraße des Europarates" ausgezeichnet. (viaregia.org)


Die Via Regia als große alte Fernstraße durch Thüringen und Sachsen-Anhalt nach Leipzig  – von Bernd W. Bahn

"An der Weißenfelser Straße" nennt sich der Flurname dieses Wegabschnittes – die Türme Naumburgs vor Augen.

Im Bewusstsein der Gegenwart lebt der mittelalterliche lateinische Name einer königlichen Straße weiter, in Thüringen verbunden mit der Handelsgeschichte der Stadt Erfurt, deren Verbindungen nach Frankfurt (Main) wie auch zur Messestadt Leipzig, aber auch nach den alten Handelsstädten der Oberlausitz Bautzen und Görlitz.

 

Ebenso steht die Via regia in Zusammenhang mit der einstmals bedeutenden Messe St. Peter und Paul in Naumburg. In regionaler und örtlicher Heimatliteratur wurde in der Vergangenheit viel dazu geschrieben. Eine Gesamtdarstellung von Geschichte, Ereignissen und Reiseberichten des Abschnittes Frankfurt (Main) –

Leipzig versuchte 1989 Ludwig Steinfeld mit „Chronik einer Straße“, bei großer Nachfrage 1994 in fünfter Auflage erschienen. Als „Goethe-Straße Frankfurt – Weimar – Leipzig“ bezeichnete sie 1998 E. Taubert in seiner Veröffentlichung. Mit der Formulierung eines Antrages auf den Welterbestatus für das Unstrut-Saale-Gebiet um Naumburg ab 2008 rückte der Abschnitt durch den Süden Sachsen-Anhalts neu ins Blickfeld. Zu dieser Zeit begannen auch die Vorbereitungen für die 3. Sächsische Landesausstellung „Via regia. 800 Jahre Bewegung und Begegnung“ 2011 in Görlitz.

 

Als zentraler Teil eines Fernhandelsweges durch Mitteleuropa, ja vielleicht von Spanien bis in das Chasarenreich östlich der Wolga, den der arabische Reisende Ibn Khordâdhbeh vor über tausend Jahren bereist und beschrieben hat, bedürfte der Abschnitt durch Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen endlich einer gründlichen Erforschung, wie auch touristischer Erschließung, um die einstige Magistrale in das Bewusstsein der Gegenwart zu rücken und dabei umfassend kulturtouristisch nutzen zu können.

 

Dem Letzteren hat sich ein Büro des Europarates in Erfurt seit den neunziger Jahren verschrieben. Inzwischen strebt eine Autorengruppe danach, mit ganz unterschiedlichen Beiträgen auf allgemeinverständlichem Niveau den Abschnitt dieser bedeutenden Magistrale von der Grenze zu Hessen bis nach Leipzig so umfassend wie möglich in seinem Verlauf, seiner Geschichte und einstigen Bedeutung vor dem Beginn von Chausseebau und Eisenbahn darzustellen. Das kann und soll keine wissenschaftliche Forschung ersetzen, wohl aber vielfältige Einzelforschungen historischer, kartographischer und verkehrsgeschichtlicher Art anregen.

 

Damit soll aber auch der Bevölkerung verdeutlicht werden, welche reichen geschichtlichen Denkmale und Ereignisse die heimatliche Landschaft bewahrt. Sie soll zum Sprechen gebracht werden, denn „Im Raume lesen wir die Zeit“, wie ein 2003 in München erschienenes Buch von Karl Schlögel lautet.

 

Wenn wir heute in wenigen Stunden auf der Autobahn von Leipzig nach Frankfurt (Main) gelangen, könnten wir daran denken, dass noch vor zweihundert Jahren Goethe, Kleist oder Nietzsche wenig entfernt daneben mehrere Tage mit der Kutsche reisen mussten.

 

Doch heute sucht der Wanderer auf dem alten Pilgerpfad auch Entschleunigung und Abstand von der Hast unserer Zeit. All das möchten die Autoren in Wort und Bild dem Leser nahebringen. Den Schülern wiederum sollen Schulprojektwochen vermitteln, wie man „im Raume“ der heimatlichen Landschaft Zeit und Geschichte lesen kann. In heutiger Sprache sagte es der Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts, Hans-Joachim Gehrke 2009: 

 

„In den letzten Jahren hat der Blick auf den Raum unter dem Stichwort >spatial turn< [deutsch etwa räumlicher Wechsel, Siedlungswandel, B. ] wieder an Bedeutung gewonnen.“ Wir möchten im geographischen Raum die große alte Straße sichtbar machen, ihre Geschichte ein wenig lebendig werden lassen.

 

Bernd W. Bahn